Rehaforschung – weil wir immer besser werden wollen
Im Rehafachzentrum Bad Füssing - Passau führen wir seit mehr als 20 Jahren wissenschaftliche Studien zu Themen rund um die Rehabilitation durch.
Auf dem neuesten Stand der Reha-Wissenschaften
Wer mehr weiß, kann mehr bewirken. Die intensive Forschungsarbeit in unserem Rehafachzentrum Bad Füssing - Passau sorgt dafür, dass wir unsere Reha-Prozesse nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gestalten und immer weiter verbessern können. In der Durchführung der Studien werden unsere Patientinnen und Patienten auf freiwilliger Basis aktiv mit eingebunden – natürlich mit anonymisierten Ergebnissen. Dabei beschäftigen wir uns unter anderem mit der Wirksamkeit bestimmter Behandlungsmethoden und Therapien oder mit der Verbesserung der Patienteneinbindung.
Unsere Studien werden mit verschiedenen Kooperationspartnern geplant, organisiert und durchgeführt, etwa mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen oder der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Die Studienergebnisse werden regelmäßig auf Kongressen präsentiert oder in Fachzeitschriften veröffentlicht. Falls Sie die Kurzberichte oder Studien einsehen möchten, wenden Sie sich bitte an unsere Abteilung Forschung (Kontakt siehe unten).
Aktuelle Studie: EU-Interreg-Projekt WiWa2
WiWa2 = Wirkfaktoren der natürlichen Heilressourcen Wald und Wasser zur Steigerung von Gesundheit und Lebensqualität als touristischer Beitrag einer nachhaltigen Lebensraumentwicklung.
EU-Interreg-Projekt WiWa2
Projektkonsortium
- LEAD: Paracelsus Medizinische Universität Salzburg (PMU) – Institut für Ökomedizin
- Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) – Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE)
- Innovation Salzburg GmbH
- Kur- und Tourismusverband Bad Hofgastein
- Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd – REHAFACHZENTRUM Bad Füssing - Passau
Projektbeschreibung
Tourismus zieht sich durch zahlreiche Lebens-, Gesellschafts- & Wirtschaftsbereiche, insbesondere auch in ländlichen Regionen, und ist somit einer der bedeutendsten grenzüberschreitenden Entwicklungsmotoren für Bayern und Österreich. Kurorte & Heilbäder sind dabei ein zentrales Element des Tourismus und seit Jahrhunderten Kristallisationskeime regionalwirtschaftlicher, sozialer & touristischer Entwicklung. Rund um natürliche Ressourcen haben sich ausgesprochen nachhaltige Wertschöpfungsketten etabliert, die bis heute Kultur- & Wirtschaft prägen. Präventive, rehabilitative & therapeutische Angebote waren seit jeher individuell und indikationsspezifisch – und haben dabei die Besonderheiten der Heilressourcen als USP und Entwicklungsfeld für medizinische Dienstleistungen zu nutzen gewusst.
Aufbauend auf dieser Tradition & Wirtschaftskraft untersucht das Projekt neue evidenzbasierte Ansätze zur Wirksamkeit von Naturräumen auf Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung und bestimmter Patientenpopulationen. Dazu werden u.a. in Bad Füssing (Bayern/Deutschland) und Bad Hofgastein (Salzburg/Österreich) klinische Studien durchgeführt, um medizinische Evidenz für Naturbasierte Therapien zu schaffen, die ausgehend vom klinischen Bereich und dessen Indikationen neue Rehab-Formate in der umliegenden Natur – insbesondere Wald und Wasser – integriert. So werden beispielsweise indikationsspezifische Waldtherapien evaluiert sowie naturbasierte und gesundheitsfördernde Angebote entwickelt. Dadurch können regionale Wertschöpfungsketten durch die Inwertsetzung der umliegender Heilressourcen gestärkt und der Naturraum besser gemanagt und geschützt werden.
Projektoutcomes
- Potentialkarten zur Inwertsetzung natürlicher Heilressourcen zur Erhöhung der Lebensqualität für Einheimische und Gäste
- Leitfaden zur nachhaltigen Lebensraumentwicklung durch naturbasierten Gesundheitstourismus
- Nachhaltigkeitsstrategie für Kliniken, Tourismus und Gemeinden zur Schaffung resilienter und diversifizierter Angebote im Gesundheitsbereich auf lokaler Eben
Projektvolumen
875.000,-€
Projektzeitraum
01.01.2023 – 31.12.2025
Projektcode
BA0100027
Website
Förderung
Gefördert durch das INTERREG VI-A Bayern – Österreich 2021 – 2027 (EU-kofinanziert)
[Förderkennzeichen: BA0100027]
Quelle:Carolin Volk
Abgeschlossene Studien im Überblick
Chronisch unspezifischer Rückenschmerz: Untersuchung zur Wirksamkeit einer Nachsorgeselbstbehandlung
Untersucht wurde eine sechsmonatige myofasziale Selbstbehandlung bei orthopädischen Rehabilitanden. Das Ergebnis zeigte eine positive Auswirkung auf die Schmerzlinderung.
Forst R., Beyer W.F., Bosse A., Eichner, G., Loibl R. (2017 - 2019)
In dieser Studie erlernten 136 stationäre Patienten im Rehafachzentrum Bad Füssing ein Faszientraining (Faszienrolle, Faszienball, Mobilisations- und Dehnübungen), das nach der Reha drei Monate lang eigenständig weitergeführt wurde. Die Studiengruppe (66 Teilnehmer) wurde dabei per E-Mail bzw. Telefonkontakt regelmäßig betreut, die Vergleichsgruppe (70 Teilnehmer) erhielt keine Betreuung.
Fragestellung: Kann durch ein betreutes Nachsorgeprogramm die Effektivität des Faszientrainings in Form eines Eigentrainings zu Hause gesteigert werden? Wird die Stärke der Rückenschmerzen bedeutend reduziert?
Ergebnisse: Im allgemeinen Gesundheitszustand, im Schmerz, in der alltäglichen Funktionsfähigkeit des Rückens sowie in der Einschätzung der Erwerbsfähigkeit konnten zwischen den beiden Gruppen statistisch keine Unterschiede gefunden werden. Auch auf die Trainingshäufigkeit hatte die Betreuung keinen entscheidenden Einfluss. Die grundlegende Akzeptanz des Faszientrainings war in beiden Gruppen hoch. 90 % beider Gruppen wollten das Training nach Studienende weiterführen. Ebenfalls 90 % beurteilten das Faszientraining als sehr hilfreich in Bezug auf ihre Rückenbeschwerden.
Fazit: Die subjektive Reduzierung der Rückenschmerzen und die gefühlte Verbesserung der Beweglichkeit sprechen für ein Eigentraining im Sinne einer Faszienbehandlung. Gerade bei Reha-Maßnahmen ist es ein wichtiges Ziel, bei den Rehabilitanden eine langfristige Verhaltensänderung oder auch die Hinführung zu einem langfristigen Eigentraining anzustoßen. Solange also keine absoluten Kontraindikationen vorliegen, wie z.B. hochgradige Osteoporose, schwere Gefäßerkrankungen oder frische Knochenbrüche und Operationen, könnte die Eigenbehandlung der Faszien durchaus ein effektiver Baustein in der Therapie und in der Prävention von Rückenschmerzen sein.
Wirkung mechanischer Stimuli durch oszillierende Interventionen (Fitvibe)
Es wurde untersucht, inwiefern ein dreimonatiges Ganzkörper-Vibrationstraining bei älteren Patienten mit Osteoporose messbare Effekte auf die Knochendichte hat.
Swiniarek D., Eichner G., Kleist B., Beyer W.F. (Oktober 2008)
Im Alter nehmen Muskelkraft, Koordination und Knochendichte ab. Um diesen Prozessen entgegenzuwirken, sollte neben der Muskelkraft auch die Stütz- und Zielmotorik gefördert und wiederaufgebaut werden.
In dieser Studie mit 156 Teilnehmern absolvierte die Studiengruppe (24 Männer und 62 Frauen) über einen Zeitraum von drei Monaten dreimal pro Woche ein je 20-minütiges Ganzkörpervibrationstraining. Die Teilnehmer der Vergleichsgruppe (19 Männer, 52 Frauen) erhielten keine spezielle Behandlung. Drei Monate nach Studienende fand eine Nachuntersuchung statt.
Fragestellung: Welche Wirkung hat ein dreimonatiges Ganzkörpervibrationstraining auf die Knochendichte, Rumpfkraft und die Gleichgewichtsfähigkeit bei älteren Menschen (> 60 Jahre).
Ergebnisse: Das dreimonatige Ganzkörpervibrationstraining konnte die Knochendichte nur gering beeinflussen. Die Studiengruppe verbesserte ihre Gleichgewichtsfähigkeit statistisch auffällig und konnte dies auch nach drei Monaten aufrechterhalten. Außerdem kam es in der Studiengruppe durch das Training zu deutlichen Steigerungen der Rumpfkraft. Auffällige Unterschiede zur Vergleichsgruppe konnten nicht herausgestellt werden.
Fazit: Mit einem gezielten Ganzkörpervibrationstraining können bei älteren Menschen positive Effekte erzielt werden. Die verbesserten Parameter können einen positiven Einfluss auf die Alltagsmotorik, Haltung und erhöhte Sturzneigung bei älteren Menschen haben. Um ein effektives Training standardisieren zu können, sind weitere Untersuchungen und Erkenntnisse hinsichtlich des Trainingsumfangs, der Intensität und der genauen Wirkmechanismen des Vibrationstrainings erforderlich.
Ganzkörperkältetherapie: Einfluss auf die Schmerzwahrnehmung bei Knie- und Hüftgelenksarthrose
Die Studie widmete sich 2022 vor allem der Machbarkeit einer kontinuierlich durchgeführten Kryotherapie (Kältekammer) und der Relation von Aufwand und Nutzen.
Rudert M., Vogel H., Lukasczik M., Bosse A., Eichner G. (2020 - 2022)
In der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen wird seit mehr als 20 Jahren die Ganzkörperkältetherapie erfolgreich eingesetzt. Entzündungsprozesse im Körper können verringert werden und die Schmerzweiterleitung ins Gehirn wird gehemmt. Vor diesem Hintergrund wurde im Rehafachzentrum Bad Füssing eine Untersuchung zum Thema Ganzkörperkältetherapie bei Arthrose durchgeführt. Die 60 freiwilligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer (21 Frauen, 39 Männer) wurden zufällig zu den Gruppen „Kältetherapie“ (Studiengruppe) oder „Magnetfeld“ (Vergleichsgruppe) zugeteilt. Sie wurden anhand von Fragebögen zu ihrem Schmerzverhalten und der Alltagsfunktion ihrer Gelenke befragt. Außerdem wurden motorische Tests zur Analyse der Beinkoordination durchgeführt.
Fragestellung: Ziel war es zu überprüfen, ob eine Studie zur Analyse der Effektivität einer Ganzkörperkältetherapie für Rehabilitandinnen und Rehabilitanden mit Knie- oder Hüftgelenksarthrose möglich und wissenschaftlich sinnvoll ist.
Ergebnisse: Für die wichtigen Fragestellungen konnten messbare Ergebnisse festgestellt werden. Die Ganzkörperkältetherapie wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in hohem Maße akzeptiert. Die Abläufe der Studie waren im täglichen Klinikbetrieb gut umsetzbar.
Fazit: Nachdem die grundlegende Umsetzbarkeit, die konkreten Abläufe und die Akzeptanz überprüft und bestätigt werden konnten, soll eine nachfolgende größer angelegte Studie untersuchen, in welchem Ausmaß Rehabilitandinnen und Rehabilitanden mit Knie- oder Hüftgelenksarthrose von einer regelmäßigen Ganzkörperkälte- Anwendung über einen Zeitraum von zwei Wochen profitieren. Ob mögliche Effekte über einen längeren Zeitraum anhalten, soll durch eine mehrmonatige Nachbefragung beurteilt werden.
Einfluss einer partizipativen Einbindung von Patienten in die Reha-Therapiegestaltung
Bei stationären orthopädischen Patienten mit chronisch unspezifischen Rückenschmerzen wurde untersucht, ob sie stärker in die Gestaltung des Therapieprogramms einbezogen werden können. Diese Möglichkeit bewerteten die Teilnehmer überwiegend positiv.
Forst R., Beyer W.F., Eichner G., Loibl R. (2018 - 2020)
In dieser Studie konnten 190 zufällig ausgewählte Rehabilitanden bereits vor Beginn der Reha ihr Behandlungsprogramm mitgestalten. Anhand einer informierenden Übersicht zu den angebotenen Therapien konnten die Teilnehmer entsprechend individueller Bedürfnisse und bisheriger Erfahrungen Präferenzen für ihr Therapieprogramm äußern. In die Vergleichsgruppe (ohne vorherige Auswahl) wurden 194 Teilnehmer gelost.
Fragestellungen: Unterscheidet sich die Studiengruppe von der Vergleichsgruppe hinsichtlich der Reha- Motivation bzw. hinsichtlich der Erwartungen zur Gesundheit? Welche Präferenzen zeigen die Studienteilnehmer mit Wahlmöglichkeit hinsichtlich therapeutischer Angebote? Wie beurteilen die Patienten die Mitgestaltung ihres eigenen Therapieprogramms?
Ergebnisse: 98 Prozent der Teilnehmer beurteilten die Möglichkeit der Mitgestaltung als sehr gut bzw. gut. Bei ca. 90 Prozent wurde die individuelle Auswahl im Therapieplan zum größten Teil auch umgesetzt.
Ca. 85 Prozent der Vergleichsgruppe hätten ihr Therapieprogramm gerne ebenfalls bereits im Vorfeld der Reha mitgestaltet und hätten gerne mehr Informationen über das Therapieangebot der Klinik erhalten. Die Informiertheit zur Reha erhöhte sich nur in der Studiengruppe zwischen der ersten Befragung (zu Hause) und der zweiten Befragung (in der Klinik). Die aktiven Behandlungen standen gegenüber den passiven im Vordergrund. Besonders herauszustellen ist, dass die Studiengruppe am Ende der Reha statistisch auffällig zufriedener war, als die Vergleichsgruppe.
Fazit: Die Mitgestaltung des eigenen Behandlungsprogramms wurde von den Studienteilnehmern überwiegend positiv bewertet. Das Partizipationsmodell dieser Studie ist mit dem bisherigen standardmäßigen Vorgehen im Hinblick auf Reha- Motivation, Erwartungen und Reha- Erfolg in etwa gleichzusetzen. In einzelnen Punkten gibt es allerdings Hinweise, dass eine vermehrte Mitgestaltungsmöglichkeit die Sichtweise auf die Reha und in Folge auch den langfristigen Reha- Erfolg positiv beeinflussen kann und somit die Nachhaltigkeit der Rehabilitation unterstützt.
Wirkung des therapeutischen Kletterns bei chronischen Rückenschmerzen
Die Untersuchung widmete sich 2011 der Frage, ob die spezielle Therapieform des Kletterns mit Betreuung durch Therapeuten einen signifikanten Effekt auf die Schmerzlinderung hatte.
Dittrich M., Bosse A., Eichner G., Beyer W.F. (2014 - 2015)
In einer Vorstudie 2010/2011 konnten bei 55 Berufstätigen mit chronischen unspezifischen Rückenbeschwerden aus dem Umkreis Bad Füssing positive Effekte des Therapeutischen Kletterns nachgewiesen werden. Für die Folgestudie konnten 86 stationäre Patienten des Rehafachzentrums Bad Füssing gewonnen werden. Davon wurden 42 in die Klettergruppe und 44 in die Vergleichsgruppe (ohne Klettern) nach dem Zufallsprinzip zugeteilt.
Fragestellung: Führt das Therapeutische Klettern im Laufe einer 3-wöchigen stationären orthopädischen Rehabilitation bei Patienten mit chronisch unspezifischen Rückenschmerzen zu einem höheren Behandlungserfolg?
Ergebnisse: Der allgemeine Gesundheitszustand verbesserte sich in beiden Gruppen bei Reha- Ende deutlich. Nach 6 Monaten zeigte nur die Klettergruppe eine auffällige Verbesserung. Beide Gruppen zeigten eine deutliche Verringerung Ihrer Schmerzen mit nachhaltigem Effekt, die Klettergruppe in statistisch auffälligem Ausmaß.
Alle vorher - nachher- Kraftmessungen ergaben in beiden Gruppen statistisch eindeutige Verbesserungen. In der Rumpfbeweglichkeit verbesserten sich die Männer beider Gruppen statistisch auffällig.
Fazit: Das therapeutische Klettern hatte für die Patienten einen hohen Aufforderungscharakter und wurde als neue Therapieform sehr gut akzeptiert. Aufgrund der sehr positiven Ergebnisse wurde das therapeutische Klettern im Anschluss an die Studie standardmäßig in das Therapieprogramm im Rehafachzentrum Bad Füssing aufgenommen.
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